1.Lavendel pflanzen und pflegen
Wenn ich an Lavendel denke, sehe ich die Sonne. Lavandula angustifolia und auch Lavandin lieben Wärme und Licht, weil sie – ganz ursprünglich – aus kargen, windigen Regionen rund ums Mittelmeer stammen. Diese Herkunft prägt alles: Sie wollen viel Sonne (mindestens 6 Stunden am Tag), Luft um die Blätter und vor allem trockene Füße. In meinem Garten wachsen die schönsten Büsche dort, wo der Boden mager und steinig ist und die Steine die Tageswärme speichern.
Standort & Boden
Ein gut drainierter, mineralischer Boden mit leicht alkalischem bis neutralem pH (etwa 6,5–7,5) ist ideal. In schwerer Gartenerde mische ich großzügig groben Sand, Splitt und etwas Blähton unter. Beim Pflanzen lege ich unten in das Loch eine 5–8 cm starke Drainageschicht aus Kies oder Blähton und setze den Ballen einen Hauch höher als das umgebende Niveau – so kann Regenwasser ablaufen. Als Mulch nutze ich lieber mineralisches Material wie Splitt; Rindenmulch speichert zu viel Feuchte und versauert den Boden. Ein Fehler, den ich schmerzlich lernte: keine Staunässe – ein Sommer mit regelmäßiger Gießkanne auf lehmigem Boden hat mir einmal einen prächtigen Busch gekostet. Schöne Begleiter sind Pflanzen mit ähnlichen Ansprüchen: Katzenminze, Salbei, Thymian oder Santolina. Sie lassen dem Lavendel Luft und locken zusätzlich Bestäuber an.
Pflanzzeit, Gießen & Düngen
Ich setze Lavendel im Frühling, sobald keine strengen Fröste mehr drohen. So hat er eine ganze Saison zum Einwurzeln. Der Pflanzabstand liegt bei 30–40 cm, je nach Sorte. Nach dem Einsetzen gieße ich einmal durchdringend, drücke den Boden an – und dann heißt es: abtrocknen lassen. Lavendel ist trockenheitsverträglich; lieber seltener, dafür kräftig gießen. Die Fingerprobe ist meine beste Orientierung. Gedüngt wird nur sparsam: kein stickstoffbetonter Dünger, der macht weich und frostempfindlich. Eine kleine Gabe kaliumbetonter Kräuternahrung im Frühjahr oder eine Hand reifer Kompost, mit Sand vermischt, reicht völlig. Junge Pflanzen bekommen im ersten Winter einen leichten Schutz: etwas Reisig über die Krone, Jute am Fuß und eine Handvoll Splitt um den Wurzelhals gegen Winternässe. Wenn der Standort passt, ist die Sortenwahl der nächste Schlüssel zum Erfolg.
2.Beste Lavendelsorten für Kleingarten und Balkon
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia)
Wenn ich ein zuverlässiges Herzstück fürs Beet suche, greife ich zu angustifolia. Er ist winterhart und bleibt angenehm kompakt. Die meisten Sorten werden 30–50 cm hoch und ähnlich breit, bilden dichte Kissen und blühen je nach Lage von Juni bis Juli, mit einer kleinen Nachblüte nach dem Schnitt. Mein Favorit für niedrige Beeteinfassungen ist 'Hidcote': tiefviolett, sehr gleichmäßiger Wuchs, etwa 30–40 cm, trotzt bei mir auch mal –15 °C. 'Munstead' startet oft etwas früher, wächst locker auf 40–50 cm, ist robust und duftet fein. Für zarte Akzente liebe ich 'Rosea' mit rosafarbenen Blüten – wunderbar neben graulaubigen Stauden. Angustifolia eignet sich hervorragend für Tee und die Küche, hat ein elegantes, klares Aroma und liefert schöne Blüten für kleine Sträuße. Bienen und Hummeln fliegen die dichten Ähren im Hochsommer im Dauertakt an.
Lavandin (L. x intermedia) & Schopflavendel (L. stoechas)
Wenn es üppiger sein darf, setze ich Lavandin. Er wächst kräftiger (60–90 cm), hat lange Blütenstände und verströmt intensiven Duft – ideal für Trockensträuße und Öl. 'Grosso' ist mein Trockenkönig: standfeste Stiele, sattes Violett, unglaubliche Duftwolke. 'Provence' blüht ähnlich lang und malerisch, ist aber wie alle Lavandine in rauen Lagen weniger winterhart; ein durchlässiger, trockener Platz ist Pflicht. Für den Balkon mag ich den dekorativen Schopflavendel mit seinen „Schmetterlings“-Hochblättern. Sorten wie 'Anouk' oder 'Tiara' bringen von Mai an Farbe und oft eine zweite Runde im Spätsommer. Er bleibt mit 30–50 cm kompakt, duftet markant, ist aber frostempfindlich – im Kübel und frostfrei, hell überwintert macht er zuverlässig Freude. Alle drei Gruppen sind bienenfreundlich; für Tee nutze ich jedoch nur angustifolia.
Meine Faustregel: kleine Beete und niedrige Hecken – nimm kompakte angustifolia-Sorten; üppige Duftbündel – nimm Lavandin; Balkon mit Winterquartier – nimm Schopflavendel im Kübel. Achte auf Wuchshöhe und -breite, Blütezeit und Dein Ziel (Tee, Trocknen, Öl, Farbakzent). Ein Tipp aus meinem Garten: 'Hidcote' blieb selbst nach –17 °C topfit, während Lavandin die Spitzen zurücksetzte. Egal welche Sorte – ohne den richtigen Schnitt bleibt der Busch nicht lange schön.
3.Lavendel schneiden: Zeitpunkt und Technik
Lavendel blüht am diesjährigen Holz – das ist der Schlüssel, warum ein regelmäßiger Schnitt so wichtig ist. Ohne Eingriff kippen die Triebe auseinander, die Mitte verkahlt, und die Blüte lässt nach. In meinem Garten greife ich deshalb zweimal im Jahr zur Schere und arbeite zügig an einem trockenen, frostfreien Tag. Die Schere ist scharf und sauber, denn glatte Schnitte verheilen schneller.
Frühjahrsschnitt & Sommerschnitt
Der Hauptschnitt erfolgt im zeitigen Frühjahr, sobald keine starken Fröste mehr drohen und Du das frische Grün gut erkennst. Ich forme den Busch zu einem sanften Kissen und nehme jeden Trieb bis knapp über das junge, grüne Laub zurück. Wichtig: nicht ins alte, braune Holz schneiden. Ein schräger Schnitt wenige Millimeter über einem Blattpaar animiert zur Verzweigung. Als grobe Orientierung lasse ich pro Trieb zwei bis drei Fingerbreit junges Grün stehen. So bleibt die Basis vital und die Pflanze treibt dicht aus.
Nach der Hauptblüte im Juli/August kommt der pflegende Sommerschnitt. Ich kürze die abgeblühten Ähren mit ihren Stielen um etwa ein Drittel ein. Das bringt Ordnung, schont die Form und beschert oft eine zweite, kleinere Blühwelle. Ich achte darauf, nur wenig grünes Laub mit abzunehmen und wieder eine kompakte, halbkugelige Silhouette zu zeichnen.
Verjüngung & Stecklinge
Alte, stark verholzte Sträucher revitalisiere ich in zwei Etappen über zwei Jahre. Im ersten Jahr entferne ich etwa die Hälfte der ältesten, langen Triebe stärker, aber immer so, dass noch grüne Seitentriebe stehen bleiben. Im zweiten Jahr folgt der Rest. Ein radikaler Schnitt tief ins braune Holz gelingt bei Lavendel selten – lieber behutsam arbeiten und die Reaktion der Pflanze beobachten. Nach dem Schnitt nicht üppig gießen oder düngen; die Pflanze soll kompakt, nicht weich nachschieben.
Aus dem Schnittgut ziehe ich neue Pflanzen. Halbreife Triebstücke von 8–10 cm, unten entblättert, stecke ich in sandig-mineralisches Substrat (z. B. Kräutererde mit viel Sand/Perlit). Leicht feucht halten, hell stellen, aber vor Mittagssonne schützen. Nach einigen Wochen zeigen sich frische Triebe – ein gutes Zeichen für Wurzeln. Wer im Kübel gärtnert, braucht zusätzlich ein paar Spezialtricks für Substrat, Gießen und Überwinterung.
4.Lavendel im Topf: Kübelpflanzenpflege
Substrat & Drainage
Auf meinem Südbalkon funktioniert Lavendel nur dann zuverlässig, wenn der Topf wie ein kleines, trockenes Hügelbeet gebaut ist. Ich starte mit einem Gefäß von 20–30 cm Durchmesser, unbedingt mit großem Abzugsloch. In den Boden kommt eine 5–8 cm starke Drainageschicht aus Blähton oder grobem Kies. Darüber lege ich ein Stück Vlies oder ein Topfscherben, damit feine Erde die Poren nicht verstopft. Als Substrat mische ich mich mager: eine gute Kräutererde mit Sand oder Perlit im Verhältnis 1:1. So bleibt alles luftdurchlässig, die Wurzeln bekommen Sauerstoff und Wasser läuft schnell ab. Wer leichte Kübel möchte, mischt zusätzlich etwas Bims oder Lavagranulat ein. Ich fülle den Topf nur bis knapp unter den Rand, damit beim kräftigen Gießen nichts überläuft, und setze den Ballen so ein, dass der Wurzelhals nicht tiefer liegt als zuvor. Ein paar Steinchen als Oberflächenmulch speichern Wärme, halten die Krone trocken und geben dem Ganzen einen mediterranen Look. Ein Fehler, den ich mir abgewöhnt habe: Untersetzer mit Wasser – der macht aus Lavendel eine Sumpfpflanze. Lieber Topffüße nutzen, damit überschüssiges Wasser frei abziehen kann und die Bodenplatte nicht auskühlt.
Gießen, Düngen & Überwintern
Im Topf gilt meine einfache Regel: durchdringend gießen, dann abtrocknen lassen. Ich tauche den Ballen gelegentlich, bis keine Blasen mehr aufsteigen, und warte dann, bis die obere Schicht wieder richtig trocken ist. Die Fingerprobe ersetzt jeden Kalender. Gedüngt wird nur sehr sparsam: einmal im Frühjahr eine kleine Gabe kaliumbetonter Kräuternahrung, mehr braucht Lavendel nicht. Zu nährstoffreiche Erde macht ihn weich und winterempfindlich. Alle 2–3 Jahre topfe ich um, kürze dabei die Wurzeln leicht um ein bis zwei Fingerbreit und forme die Krone kompakt – das hält die Pflanze vital. Für den Winter bekommt angustifolia draußen einen Mantel aus Jute um den Topf, der Kübel steht auf Füßen gegen Bodenkälte, und ich schütze vor Winternässe. Lavandin sichere ich je nach Lage zusätzlich mit Vlies oder rücke ihn an die Hauswand. Schopflavendel überwintert hell und kühl frostfrei bei 5–10 °C, mit sehr sparsamen Wassergaben, damit der Ballen nicht völlig austrocknet. So bleibt der Duft auch auf dem Balkon garantiert. Selbst gut gepflegte Pflanzen können schwächeln – dann lohnt der Blick auf Schädlinge und Krankheiten.
5.Lavendel: Schädlinge, Krankheiten und Vorbeugung
Die meisten Probleme bei Lavendel sind hausgemacht – und beginnen mit zu viel Wasser. In meinem Garten sehe ich es immer wieder: Steht Feuchte zu lange am Wurzelhals, folgt Wurzelfäule oder Grauschimmel. Meine Alarmzeichen sind welke Triebe trotz nasser Erde, ein muffiger Geruch im Topf und ein grauer, staubiger Belag an Blütenresten. Dann heißt es schnell handeln: Pflanze aus dem Topf holen, Wurzeln prüfen, braunes, matschiges Gewebe zurückschneiden und in frisches, mineralisches Substrat setzen. Danach eher trocken halten und sehr luftig stellen. Im Beet ist Vorbeugung alles: durchlässiger Boden, keine Senke, Pflanze nicht zu tief setzen und genug Abstand, damit der Busch abtrocknen kann. Der jährliche Schnitt hält die Krone kompakt und lässt Luft ans Innere – das ist die beste Pilzprophylaxe. Winternässe meide ich, indem ich den Standort leicht erhöht wähle oder Kübel auf Füße stelle. Gießroutine: selten, aber gründlich; dann abtrocknen lassen. So bleiben Wurzeln aktiv und Pilze chancenlos.
Ursachen verstehen & vorbeugen
Staunässe ist der Auslöser Nummer eins für Krankheiten am Lavendel. Ein feiner Splittkragen um den Wurzelhals, ein frei laufendes Abzugsloch im Topf und ein luftiger Pflanzabstand wirken Wunder. Reste verblühter Ähren schneide ich zügig weg, damit kein feuchtes Material im Busch hängt. Nach langen Regenphasen streife ich Wasser von den Blüten – eine kleine Geste, aber sie verhindert Grauschimmel. Nährstoffarme Pflege hilft ebenfalls: kein stickstoffreicher Dünger, der macht weiches, anfälliges Laub.
Tierische Besucher & sanfte Mittel
Blattläuse sitzen gern an jungen Trieben. Ich spritze sie zuerst mit dem Gießschlauch ab. Reicht das nicht, hilft eine milde Schmierseifenlösung; abends anwenden, damit Nützlinge geschont werden. Fördere Marienkäfer und Schwebfliegen mit blühenden Nachbarn – sie erledigen den Rest. Im Winterquartier tauchen manchmal Spinnmilben auf: feine Gespinste, helle Sprenkel. Dann erhöhe ich die Luftfeuchte, dusche die Pflanzen lauwarm ab und stelle sie heller und kühler. Bei starkem Befall setze ich Neem sparsam ein und wiederhole die Behandlung im Abstand einiger Tage. Zikaden sehe ich selten; ihre Saugtätigkeit bleibt meist ohne Folgen. Natürliche Helfer aus meiner Gartenkiste: Brennnessel- oder Knoblauchjauche (verdünnt spritzen) zur Stärkung und gegen weiche Schädlinge. Keine Angst vor Bienen – sie sind die freundlichsten Gäste am Lavendel.
Ist Deine Pflanze so robust aufgestellt, macht die Ernte doppelt Freude – und genau dann lohnt sich der Blick auf Tee, Öl und das Trocknen der duftenden Ähren.
6.Verwendung von Lavendel: Tee, ätherisches Öl, Trocknen
Ernte & Trocknung
In meiner Küche und Werkstatt beginnt alles mit dem richtigen Erntezeitpunkt. Ich schneide die Stiele kurz vor der Vollblüte an einem trockenen Vormittag, wenn der Tau weg ist und die Sonne die ätherischen Öle wachkitzelt. Du erkennst den Moment daran, dass die ersten Einzelblüten geöffnet sind, aber noch viele Knospen geschlossen stehen – so bleibt das Aroma klar und die Farbe intensiv. Ich schneide lange Stiele, binde kleine Bündel (etwa daumendick) mit Kordel zusammen und hänge sie kopfüber an einem luftigen, schattigen Ort auf. Direkte Sonne lässt die Blüten ausbleichen und vertreibt Duft; gleichmäßige Luftbewegung ist wichtiger. Nach 7–10 Tagen rascheln die Blüten – dann sind sie trocken. Für feuchte Sommer nutze ich notfalls den Dörrapparat bei 35–40 °C mit leicht geöffneter Tür. Getrocknete Blüten streife ich sanft von den Ähren und bewahre sie in dunklen Gläsern oder Papiertüten auf, kühl und trocken. So bleiben sie etwa ein Jahr aromatisch.
Tee, Mazerat & DIY-Ideen
Für Tee verwende ich nur echten Lavendel (Lavandula angustifolia). Dosierung sparsam: 1 Teelöffel Blüten pro Tasse, mit heißem (nicht kochendem) Wasser übergießen, 5–7 Minuten ziehen lassen. Der Geschmack ist intensiv – weniger ist mehr. Gern mische ich eine Prise Melisse oder Zitronenverbene dazu. Schopflavendel ist nichts für Tee. Bei Schwangerschaft und für Kinder dosiere zurückhaltend. Ätherisches Öl aus Lavendel ist hochkonzentriert; wenn Du welches nutzt, genügen 1–2 Tropfen im Diffuser. Für die heimische Produktion setze ich auf ein einfaches Mazerat statt Destillation: Ein sauberes Glas zu einem Drittel mit getrockneten Blüten füllen, mit einem neutralen Öl (z. B. Mandel- oder Jojobaöl) vollständig bedecken, 2–3 Wochen warm und hell, aber ohne Sonne ziehen lassen, täglich schwenken, dann filtern. Das Resultat eignet sich als Massageöl, Badezusatz oder als Basis für eine Salbe.
Für kleine Alltagsfreuden probier diese Ideen:
- Lavendelsäckchen: getrocknete Blüten in Stoffbeutel füllen; im Kleiderschrank gegen Motten. Durch leichtes Kneten frischst Du den Duft auf.
- Lavendelzucker: feinen Zucker mit Blüten im Glas schichten, 1–2 Wochen ziehen lassen; perfekt für Desserts.
- Sirup: 250 ml Wasser + 250 g Zucker aufkochen, 1 EL getrocknete Blüten 5 Minuten ziehen lassen, abseihen.
- Potpourri & Kerzen: Blüten mit Zitrusschalen mischen; für Kerzen Blüten nur sparsam einarbeiten, damit der Docht sauber brennt.
Runde das Ganze mit eigener Routine ab – z. B. Saisonkalender, Stecklings-Experiment oder Duftprojekt im Balkonregal.



